Haja go-in!
Blog schreiben mal anders |
Habe ich im letzten Eintrag gesagt, wir würden am ersten Juni losfahren? Da habe ich wohl schamlos gelogen.
Natürlich haben wir am nächsten Morgen erst gekonnt verschlafen und haben dann festgestellt, dass noch Bier im Kühlschrank ist. So kalt und herzlos sind wir dann doch nicht, die armen Getränke
alleine im kühlen Melbourne zurück zu lassen. Also sind wir mit Mischa und Nora losgezogen, um das Melbourner Nachtleben nochmal auf die Probe zu stellen. Es war auch wirklich lustig, wenn man
davon absieht das für Eintritt und 2-3 Getränke direkt 50 Dollar fällig werden. Nachts mussten wir uns noch vor einem heftigen Regenguss in einen Burgerladen retten.
Ästhetik pur |
Am nächsten Morgen Mittag ging es dann aber endlich los! Wir verließen Melbourne in südwestlicher Richtung
und ich fuhr noch ein letztes Mal nach Altona, um geliehene Sachen wieder zurück zu bringen. Es waren dann auch nur noch knappe zwei Stunden Fahrt bis nach Torquay, wo die berühmte Great Ocean
Road ihren Anfang hat. Da es schon dunkel wurde sind wir bereits bei Lorne ins Landesinnere abgebogen, um nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Praktisch ist dabei der „Camps 6“, ein
bekanntes Ringbuch welches fast alle Stellplätze auflistet und kategorisiert. Wir standen also irgendwo im nasskalten und stockfinsteren Wald und begannen, uns unser Abendessen zu kochen.
Wirklich gut ist der große Gaskocher, der beim Van mit dabei war – kein Vergleich zu den normalen, kleinen Gaskochern mit Kartuschen. Julius nutzte seinen Magnesiumstab, um ein Feuer zu machen.
Irgendwann klarte es ein wenig auf und bevor wir uns zum Schlafen in den Van verkrochen, hatten wir einen echt genialen Sternenhimmel. Wie toll das erst im Outback sein muss!
"Gib mir Essen!" |
Montag früh war es wieder nasskalt und richtig ungemütlich. Ich schlüpfte in meinen nicht unbedingt stylischen
grünen Fließpullover, den ich seit nun mehr fast 2 Monaten eigentlich jeden Tag anhabe. Bald, baaald werde ich einen Tag ohne dich auskommen, du Symbol des schlechten Wetters! Wir fuhren in
gemütlichem Tempo die Great Ocean Road entlang. Okay, in welchem Tempo auch sonst – die Reisegeschwindigkeit von Ludwig liegt bei 70 bis 80km/h auf gerader Strecke. Ich könnte auch ein wenig
schneller fahren, aber so läuft der Wagen ganz ruhig und braucht nur sensationelle 7-8l Diesel auf 100km. Es hat einen ganz entscheidenden Vorteil, wenn man im Winteranfang unterwegs ist: Es gibt
kaum Touristen. Ab und zu sieht man mal einen Bus voll Digitalchinesen, aber oftmals ist man ganz alleine an wirklich schönen Orten. Wir tuckerten also ganz gemächlich die wirklich schöne,
kurvige Küstenstraße entlang und die Landschaft veränderte sich zunehmend hin zu einer zerklüfteten Steilküste. Wir stoppten bei einer kleinen Kommune von Hippies, die ein wenig ins Landesinnere
versetzt einen kleinen Tierpark übernommen haben. Da Julius bereits dort gewesen ist war ich schließlich der Einzige, der zu den Kangurus, Wallabies und Rehen ins Gehege ging und die aufgeweckten
Dingos auf Trapp hielt. In einer Scheune wurde ich von einem Kakadu mir rotem Kopf attackiert, wie ich später erfahren habe ist sein Name Rex und er ist andauernd irgendwo in dem Tierpark am
Essen schnorren, da er nicht mehr Fliegen kann. Wir verbrachten noch ein wenig Zeit mit den Hippies und folgten schließlich wieder der 243km langen, weltbekannten Scenic Road.
Im Sonnenuntergang erreichten wir schließlich das Highlight: Die Twelve Apostel. Der Name ist offenbar schon ein wenig älter,
denn ich konnte nur 7 der eindrucksvollen Gesteinsformationen erkennen. Hier war es dann auch wieder ein wenig voller. Julius packte seine Kamera aus und stürzte sich für das perfekte Foto ins
Getümmel. Das ist übrigens auch der Grund, warum es in den nächsten Wochen mal anständige Fotos gibt: Er ist leidenschaftlicher Fotograf und hat eine richtig gute Kamera im Gepäck. Ich ging den
Steg entlang und verweilte ein wenig an dessen Ende. Es stimmt schon, der Ort hat irgendetwas Magisches. Die Wassermassen der arktischen See rollen auf die Gesteinsinseln zu, die sich tapfer
(noch) jeder Witterung widersetzen, bevor sie kurz vor der Steilküste auslaufen und im leuchtend roten Sand verschwinden. Ein Japaner drückte mir seine Kamera in die Hand, wollte aber
offensichtlich ein Foto mit uns Beiden anstatt der Landschaft. Wahrscheinlich hat ihn mein Bart beeindruckt, den ich jetzt einfach mal so lange wachsen lasse, bis er mir auf die Nerven geht. Also
wahrscheinlich 2 Wochen.
Wir besuchten anschließend noch die Loch Ard Gorge, dessen berühmter Island Archway erst im Juni 2009
eingestürtzt war. Abends gab es dann noch lecker Dosenfraß an der Steilküste, bevor wir uns nach einem Großeinkauf in Warrnambool vorerst vom Meer verabschiedeten: Auf in den Norden!
Im Canyon |
Oben angekommen hatten wir einen dieser Wow-Effekte, die Australien ab und zu mal locker aus dem Ärmel schüttelt. Wir waren grade eben unter der Wolkendecke und hatten eine phänomenale Aussicht auf Halls Gap und die umliegende Landschaft. Wir hielten uns dort ein gutes Stündchen auf, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Schon aus der Ferne erkannten wir auf dem Parkplatz die Lunchbox, wie Mischa meinen Van immer nannte. Den Abend verbrachten wir an einem nahen See, wo die Reste von Ollies Bettkonstruktion verfeuert wurden um Würstchen zu grillen.
Es war ein wirklich schöner Tag, doch der Heutige sollte nochmal einen draufsetzen. Wir waren bei den Balkonies, wo besonders
das „Mouth of Death“ ein beliebtes Fotomotiv ist. Ein dünner Felsvorsprung ragt hierbei einige Meter in die atemberaubende Landschaft hinaus. Mittlerweile ist der Ort für Besucher gesperrt, doch
die Absperrung lässt sich recht leicht umgehen. Dort traf ich schließlich auch Andreas und Ben aus Deutschland, die sich an genau diesem sensationellen Ort, quasi an der Oberlippe des Mouth of
Death, mit Klettergeschirr abseilten. Wir kamen ins Gespräch und ehe ich mich versah hatte ich ein Seil in der Hand und verlagerte mutig all mein Kampfgewicht in Richtung Abgrund. Was für ein
irres Gefühl, absolut genial! Die übrigen Besucher schauten ein wenig doof, doch ich blieb ein paar Minuten dort hängen und genoss die Aussicht. Jetzt haben sie halt alle einen Backpacker, der
grün und bärtig in ihrem Tourifoto rumbaumelt.
the mouth of death |
Wir suchten uns einen bezahlten Campingplatz mit Duschen in der Umgebung aus und beschlossen, eine unbefestigte Straße als
Abkürzung dorthin zu fahren. Die Fahrt war recht abenteuerlich, doch Lootwick steckte sämtliche Bodenwellen und groben Schotter locker weg. Leider hatten wir keine richtige Karte und kein
GPS-Empfang, und die Schilder waren auch nicht wirklich aufschlussreich. Wir fuhren also nach Bauchgefühl und bogen immer in die Richtung ab, von der wir meinten, dass sie eher hinkommen könnte.
Das klingt jetzt nicht spektakulär, aber auf einem riesigen Kontinent, wo oft Stundenlang keine Abzweigung kommt steht so etwas bestimmt nicht im Handbuch für sicheres Navigieren. Die Straße
wurde auch immer schlechter, und mir wurde ein wenig murmelig. Irgendwann erreichten wir aber Farmen und kamen schließlich unweit unserer Destination an der Hauptstraße raus. Hehe, so wars
geplant! Die letzten Kilometer zum Campingplatz musste ich sehr langsam fahren, damit mir kein Känguru vor den Wagen springt. Das Fleisch macht sich einfach nicht so gut in einer
Reispfanne.
doing doing doing |
Mittlerweile ist das Feuer nur noch am glimmen und Julius bereits fleißig am Schnarchen. Naja, man gewöhnt sich
an Alles! Bis jetzt hatte ich wirklich großes Glück mit meinen Reisegefährten. Morgen werden wir schließlich gen Adelaide aufbrechen und wenn nichts dazwischen kommt sind wir in einer Woche
bereits mitten im gnadenlosen Outback. Wundert euch also nicht, wenn Antworten per Mail usw. ein wenig auf sich warten lassen – sollte die Monsterspinne uns nicht gefolgt sein bin ich aber
wahrscheinlich noch am leben! Machts gut und bis bald,
Flo
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Anonym (Donnerstag, 16 April 2015 22:59)
Die Fotos sind einfach nur super! ich bin ehrlich schwer beeindruckt!