Eine Woche auf dem Hippieboot

Kia Ora, Freunde des subjektiven Erlebnisberichts! Wir sind mittlerweile schon im Zentrum der Nordinsel, und es wird Zeit von der letzten Woche zu berichten.

Tom auf dem Weg zu seiner "Four Winds" (im Vordergrund)
Wir waren auf einem Boot. Joa, das war es eigentlich auch schon. Viel getan haben wir nicht und das war auch ganz gut so. Nach mehreren Wochen „on the road“ wird man einfach ein wenig reisemüde und wenn man dann an einen schönen Ort kommt fällt es nicht schwer, dort ein paar Tage zu versacken. Takaka war so ein Ort. Nirgendwo sonst in Neuseeland findet man eine dermaßen hohe Dichte an Dreadlocks, bunten Klamotten und Marijuanageruch auf den Straßen. Hier kann sich der bunt bemalte alternative Lebenskünstler energiegeladene Schokolade aus den selbstgemachten Hanfbeuteln zaubern. Takaka ist das Hippiezentrum. Aber wenn man all die Klischees mal zur Seite schiebt ist es einfach ein angenehm entspannter Ort mit der richtigen Atmosphäre, um mal ein paar Tage auszuspannen. Wir trafen zunächst Tom in seinem Farmhaus in Motueka. Ich hatte ihn ja damals von Carnarvon nach Perth mitgenommen und seitdem vor, ihn hier zu besuchen. Er teilt sich die Wohnung mit einem sehr entspannten Maori und zwei anderen recht seltsamen Typen. Es war ein ausgelassener Abend und die Truppe wurde immer größer. Irgendwie dauerte es an diesem Abend ungewöhnlich lange, das Zelt im Garten aufzubauen.

Thomas + Thomas
Am nächsten Morgen fuhren wir mit Tom schließlich zu seinem Hausboot, was bei Takaka an der Straße in den berühmten Abel Tasman Nationalpark liegt. Hier traf ich auch meinen Freund Thomas aus Carnarvon wieder, der hier mit seiner Schwester Simone auch schon ein paar Tage versackt ist. Mit an Board war außerdem noch ein junger Alaskaner (?) namens Mat. Wir schmissen das Nötigste in das kleine bunte Beiboot, was jedoch keinen wirklich vertrauenswürdigen Eindruck machte und fuhren direkt wieder in die Stadt. Für den Abend war eine Party geplant. Mehr wussten wir auch nicht. Was wir schließlich vorfanden war eher Festival als Party. Sie war ein wenig wie der Doof in Melbourne, nur mit Livemusik und deutlich mehr Menschen aller Altersgruppen. Man musste einem unscheinbaren, mit Kerzen markierten Pfad in den Wald folgen. Überall war bunte Dekoration, blinkende Lichter und interessant gekleidete Menschen. Sogar der Weihnachtsmann war dort. An einem großen Lagerfeuer wurde getrommelt, während wir ein paar Meter weiter in einem kleinen Zirkuszelt einen Chai-Tee nach dem Anderen schlürften. Die lokale Band war eine angetrunkene Mischung aus Muse und System mit selbstgebastelten Helmen aus Aluminiumfolie auf dem Kopf. Takaka eben. Später gab es dann noch harten Elektro bis tief in die Nacht. Und Chai-Tee natürlich. Eine tolle Atmosphäre!

Feuer, Trommeln, Chaitee: Ein Hippiefest bei Takaka


Leicht verkatert ging es am nächsten Tag wieder zu Toms Boot, der „Four Winds“. Der Zweimaster ist etwa 11m hoch und bietet genug Platz für einen gemütlichen Sitzbereich mit Holzofen, eine kleine Miniküche und zwei Kabinen. Es ankert im äußeren Hafenbecken in der idyllischen Wainuibucht und kann nur auf dem Wasserweg erreicht werden. Jeden Tag um 2 Uhr füttert der Besitzer vom Kaffeeboot die Mantarochen, die oft direkt neben uns am Steg entlang geschwommen sind. Ab und zu sieht man auch andere Meerestiere, die wahrscheinlich von den Fischerbooten abgeworfen werden.

Der Kollege hier schwamm Freistil


Tom ist gerade dabei das Boot zu renovieren und hatte es seit 8 Monaten nicht mehr in Betrieb. Wir versuchten daher erfolglos, den Motor zu starten. Thomas und ich besorgten schließlich die Autobatterien aus Schlodder und ihrem Leihwagen. Eine der beiden Batterien war sogar dicht und hat mir keine Löcher in die Hose geätzt. Wir bekamen den alten Kahn leider nicht zum Laufen, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Tom, Vincent und Mat fuhren schließlich mit dem Beiboot zum Angeln hinaus. Das war leider nicht so erfolgreich wie das Angeln direkt am Boot: Abends hatten wir doch tatsächlich einen kleinen Hai am Haken. Ich hielt das Minimonster mit einem Handtuch fest, während Vincent den Haken löste. An einem anderen Tag hatten wir plötzlich einen Stingray an der Leine. Das Teil gab der Angel den Rest.


So verbrachten wir noch ein paar gemütliche Tage auf dem Hausboot. Nach und nach reisten Mat, Thomas und Simone ab und Vincent und Ich hatten das Boot für uns alleine. Tagsüber wurde geangelt, gelesen oder einfach nur draußen in der Hängematte abgeschimmelt. Die Abende wurden dann mit Kochen, seeehr entspanntem Karten Spielen und Serien schauen verbracht. Oftmals verließen wir das Schiff nur ein mal täglich für den Toilet-Run und einen schnellen Supermarktbesuch. So ein Schiffsrumpf ist einfach extrem gemütlich. Und durch das permanente Schwanken fühlt man sich irgendwie dauerhaft betrunken. Super.

Am vorletzten Abend gab es noch einen genialen Sonnenuntergang:

Das ganze Meer leuchtete



Ausnahmsweise kein Stein
Es dauerte geschlagene fünf Tage bis wir uns dazu aufraffen konnten, den „Farewell Spit“ zu besuchen. Die äußerste Nordspitze der Südinsel in Form einer Sense lockt mit tollen Stränden und Seehundkolonien. Ich fand einen kleinen Höhleneingang und wir wagten uns mutig hinein. Es wurde so dunkel, dass man kaum noch etwas sehen konnte als plötzlich ein bedrohliches Grummeln vor uns hören. Es klang wie ein Bär aber war wahrscheinlich „nur“ ein ausgewachsener Seelöwe – wir sind jedenfalls deutlich schneller hinaus als hinein gegangen. Die Landschaft am Farewell Spit ist wirklich wunderschön. Vor allem die kleinen Babyrobben sind total putzig. Es war mein bisher schönster Ort in Neuseeland. Abspülen ging an dem Abend jedoch auf mich, da ich ein paar Steine mit Robben verwechselt habe. Scheiß Wetten.

Wharariki Beach please!


Ein Robbenbaby schwimmt in Richtung Ozean. Süüüüß!
 
Irgendwann kam der Zeitpunkt, dass wir das Boot verlassen mussten. Sonst kommen wir ja nie hier weg! Es war dann aber auch schon 4 Uhr Nachmittags, als wir endlich im Auto saßen. Auf in den Abel Tasman NP! Seit einer Woche stehen wir direkt neben dem wohl berühmtesten Nationalpark Neuseelands und waren nicht einmal dort. Normalerweise gelangt man aus südlicher Richtung dorthin, doch es gab auch eine Schotterstraße von Norden. Die Strecke war wirklich nichts für schwache Nerven (ich hatte meinen Spaß) und wir waren pünktlich zum Sonnenuntergang in Totaranui. Am Strand wussten wir dann, warum der Park so beliebt ist: Ein absolutes Paradies. Wir gönnten uns einen Kälteschock im Ozean und gingen wieder zum Auto, da wir zum nahen Campingplatz fahren wollten. Wir wollten, aber Schlodder wollte nicht. Der Funkschlüssel hat irgendeine Macke, sodass manchmal anstatt einem Motorengeräusch nur eine extrem laute und in seinen Geräuschen variierende Alarmsirene zu hören ist. Erst als wir die Funkbatterie mit einem Feuerzeug erhitzt haben ging der Wagen an. Mittlerweile habe ich ein altes Tshirt in die Hupe gestopft, um den Lärm zu minimieren. Zwei Stunden und so einige genervte Touristen später mussten wir uns dann entscheiden: Hier bei unzähligen Sandfliegen 30 Dollar für einen Zeltplatz bezahlen oder lieber doch noch eine Nacht aufs Boot? Hmm...
Totaranui Bay im Abel Tasman NP

Nach einer Runde Hackisack bei Tom machten wir uns schließlich auf den Weg in Richtung Autofähre nach Picton. Natürlich nicht, ohne vorher noch bei Burger King vorbei zu fahren und einen Salat zu essen. Ja, die machen auch tollen Salat! Mit Fleisch und Brot drumrum. Auf Empfehlung von Thomas nisteten wir uns für eine Nacht in der Sequoia Lodge in Picton ein, wo es jeden Abend um 6 unschlagbaren selbstgemachten Schokopudding aufs Haus gibt. Gut gefüllt genossen wir unseren letzten Abend auf der Südinsel und nahmen am nächsten Tag die Autofähre nach Wellington.

Bis zum nächsten ganz bestimmt recht baldigen Mal,
Flo

Cheers und Tschüss!

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