Aloha! Drei Wochen ist es nun schon her, dass Julius mir am Flughafen von Honolulu eine Blümchenkette um den Hals geschmissen hat. Meine Halbzeit auf Hawaii und Zeit, mal wieder was von mir hören zu lassen. Das klingt aber auch einfacher als es ist, denn bei der entspannten Mentalität der Insel muss man sich immer aufraffen, überhaupt mal irgendetwas zu tun! Ich wohne mit Julius und seiner kanadischen Freundin Hayley in einer gemütlichen Cottage in der Lakimau Street in Waikiki und teile mir ein Zimmer mit 5 Surfbrettern. Alle Fenster sind Tag und Nacht weit geöffnet, um ein wenig Luftzug bei den konstanten 28-30 Grad zu haben. Man hört die Palmen im Wind rascheln, wenn sich nicht gerade der Eiswagen durch die Nachbarschaft bimmelt. Ein Mückengitter schützt erfolglos vor dem Eindringen gigantischer Kakerlaken, aber Mosquitos oder andere Tiere, die einen Stechen oder auf irgendeine Art und Weise zum Ableben animieren wollen gibt es hier nicht. Das ist neben den ganzjährig optimalen Temperaturen wohl einer der Gründe, weshalb der 50. Staat von Amerika so beliebt und damit auch teuer ist. Hawaii ist der teuerste Ort, an dem ich je gewesen bin - und dabei war ich gerade erst in Island und New York. Aber es ist auch einfach ein genialer Ort zum Leben. Fast jeder hier ist braun gebrannt und sportlich, gut gelaunt und entspannt. Das Leben spielt sich draußen ab, und mit dem Paradies vor der Haustür lässt sich das ganz gut aushalten. In den ersten Tagen bin ich aber so richtig hier versackt. Ich hatte mir im Flieger eine Mandelentzündung geholt, und nach all der Action in Island und New York tat mir das Nichtstun ganz gut. Außerdem bin ich nicht hier, um im Schnelldurchlauf die touristischen Highlights abzuklappern. Nein, ich will hier temporär „wohnen“ und das Lebensgefühl von Hawaii aufsaugen! Und Faulenzen ist dabei doch ein wesentlicher Bestandteil…
Irgendwann rafften wir uns dann doch auf und schnappten uns das Auto von Simon, einem mit Julius befreundetem Tattoowierer. Mit blubberndem V6 und 22“-Felgen ging es an die berühmte Kailua Bay im Nordosten Oahus. Auf dem Hinweg hielten wir an einem Aussichtspunkt in den Bergen. „Kannste hingehn, kannste gucken, kannste Foto machen“. Ich wunderte mich, wo plötzlichen all die Touristen herkamen, aber die Aussicht war wirklich phänomenal.
Am Kailua Beach an der Nordseite Oahus sahen wir, wie ein Einheimischer singend ein Boot taufte und ließen am Strand die Seele baumeln. Kaum zu glauben, dass ich seit über einem Jahr nicht mehr
im Wasser war! Der Strand war klasse, konnte aber nicht mit dem Sandy Beach mithalten, an dem wir auf dem Rückweg hielten. Dieser Ort ist ein echter Geheimtipp. Es waren fast nur Einheimische
dort, da die meisten Touristen nur bis zur berühmten Hanauma Bay zum Schnorcheln fahren. Doch die Hanauma Bay teilt sich das Schicksal mit so vielen anderen Orten auf dieser Welt: Ein Ort ist
schön, er wird bekannt, unzählige Menschen kommen, der Ort ist nicht mehr schön. Konkret bedeutet das in diesem Fall ein kaputtes Korallenriff, gesalzene Preise, Menschenmassen und Pflaster, die
im Wasser schwimmen. Aber auch deshalb ist Weltreisen eine Kunst für sich, wenn man das meiste rausholen will: Orte finden, die toll, aber nicht so bekannt sind. Sandy Beach ist so ein Ort. Unter
Einheimischen wird er ehrfürchtig „break your neck beach“ genannt, da es an keinem anderen Strand der Welt so viele Unfälle mit Hals- und Nackenverletzungen gibt. Von Außen sah das Spektakel
relativ harmlos aus, doch ich wurde im Wasser eines Besseren belehrt: Man kann nur die Arme schützend über den Kopf halten, bevor die Welle einen mit voller Wucht auf den sandigen Boden wirft.
Anschließend wird man vom Wassersog erfasst und XX mal (hier beliebige Zahl einfügen) im Kreis geschleudert. Dann hat man kurz Zeit aufzustehen und Luft zu holen, bevor die nächste Welle kommt.
Wenn Fische ihre Wäsche waschen müssten, würden sie es hier tun. Eine Mordsgaudi!
Zum Einkaufen oder für kleinere Touren haben wir Simons Roller vor unserer Cottage stehen. Roller sind für Hawaiianer wie Fahrräder, Kennzeichen oder Helmpflicht gibt es nicht. So fuhr ich dann zum Beispiel durch den militärischen Tunnel in den Krater Diamond Head, der das Wahrzeichen von Honolulu ist und meinem Blogeintrag den Namen gab. Im zweiten Weltkrieg, als auf Oahu (Pearl Harbour) mehr Soldaten stationiert waren, als es heute Einwohner gibt, war der Diamond Head ein wichtiger strategischer Stützpunkt. Heute kann man die getarnten Treppen und Bunker im inneren des Kraters aufsteigen und wird mit einem genialen Blick über die halbe Insel belohnt.
Ein weiteres Highlight war sicherlich das Felsklettern mit Lobster. Lobster hat bestimmt auch einen richtigen Namen, aber seit er sich in Las Vegas mal einen extremen Sonnenbrand geholt hat
benutzt den keiner mehr. Er holte Julius und mich ab und wir fuhren auf einen Aussichtspunkt, von wo aus wir mit sämtlichem Equipment an der Steilküste entlang zur Kletterwand wanderten. Wir
hatten den Ort bei bestem Wetter für uns alleine und es hat richtig Laune gemacht. Die ersten beiden Climbs schaffte ich sogar auf Anhieb beim ersten mal. Nur beim dritten Climb mit seinem großen
Überhang musste ich dann ein wenig Cheaten… okay, eigentlich wurde ich mehr oder weniger den Hang hochgezogen - aber hey, ich habs geschafft! Auf dem Rückweg hielten wir nochmal am Sandy Beach,
um uns den Schweiss vom Körper prügeln zu lassen. Es soll sogar Leute geben die versucht haben, mit einem Blech von McDonalds in der Welle zu gleiten…
In der vorigen Woche haben wir außerdem zwei große Hikes gemacht. Am Dienstag ging es im Osten Oahus drei Stunden lang einen Berggrat entlang, bis wir uns schließlich bei einer Funkanlage durch
den Zaun gequetscht haben und an einem bekannten Absprungort für Hangglider gelandet sind. Es war ein toller Hike und eine prima Vorbereitung auf den Ka’au Kraterhike, den wir am Samstag gemacht
haben. Und der Hike hatte es wirklich in sich! Mit dabei waren Julius und Hayley, die deutschen Auswanderer Ronja und Dennis und noch zwei amerikanische Freunde von ihnen. Zunächst ging es eine
Stunde durch den Dschungel, ehe man an einem Stufenartigen Wasserfall höher und höher den Berg hinauf klettern konnte. An vielen Stellen war das nur mit einem Seil zu schaffen, was oftmals zur
Hilfe an irgendeiner Wurzel befestigt war. Anschließend ging es einen extrem matschigen Pfad den Grat des Berges hinauf, wobei man links in den Ka’au Krater schauen konnte und rechts eine weite
Aussicht über Oahu hatte. Nach verdienter Pause ging es dann auf dem Grat um den Krater herum und an der anderen Seite wieder hinab. Das war der schwierigste Teil, da der Boden sehr rutschig war
und es oftmals an den Seiten steil bergab ging. Da kamen meine 5-Dollar-Flipflops dann an ihre Grenzen…
Julius war natürlich wieder in seinen speziellen Schuhen unterwegs, die wir in Australien schon „conversation opener“ und „opportunity closer“ getauft hatten. Nach 4-5 Stunden lässt aber
irgendwann die Konzentration nach, und er hat sich bei einem Sturz den Kopf am Felsen gestoßen. In dem Moment war er alleine unterwegs, was nicht sonderlich schlau von uns geregelt war - das
müssen wir beim nächsten mal besser machen. Er hat sich glücklicherweise nicht ernsthaft verletzt, aber es viel mir schwer den Spruch bezüglich der suboptimalen Schuhwahl zu verkneifen. Zieht
ordentliche Schuhe an, wenn ihr den Ka’au Kraterhike macht. Ich hatte von meinem Hike am Dienstag zwei fette Blasen an den Hacken und dachte halt, schlimmer als meine Barfusswanderung im laotischen Dschungel kann es schon nicht werden. Der Ka’au
Kraterhike war wirklich so ziemlich der beste Hike den ich je gemacht habe und bisher mein Highlight auf Hawaii! Landschaftlich toppt das nur noch die Tongariro Crossing in Neuseeland, aber dieser Hike war wilder und es waren kaum Leute dort. Hiken auf Oahu ist ohnehin sehr
empfehlenswert, da die Wege hier sehr abwechslungsreich gestaltet sind und die Landschaft einfach paradiesisch ist.
Gestern bin ich mit Julius nochmal an den Waikiki-Beach, um an seinen Skills als Surflehrer zu arbeiten. Den ersten Versuch vor zwei Wochen musste ich direkt wieder abbrechen, da die Bedingungen
nicht gepasst haben. Gestern lief es dann aber von Anfang an unerwartet gut - ich konnte mit meinem monströsen Anfänger-Surfbrett mühelos die gesamte Welle entlang surfen, während das kleine
Männchen in meinem Kopf pausenlos „Sufin’ USA“ summte. „Gute Surflehrer müssen auch mal loben“ sagte ich Julius, der sich köstlich über meinen nicht vorhandenen Schwimmstil amüsierte. Mit
gequältem Lächeln brachte er ein „Du machst mich stolz.“ hervor, ehe er mich in die nächste Welle schob und ich in einem Schwung bis an den Strand swaggerte. Yihaa!
So, genug Geschreibsel für heute! Beim nächsten mal berichte ich euch neben Hawaii auch von meinen Vorbereitungen für Kanada, da wird es nämlich nochmal ungewollt spannend…
Flo
Teile diesen Blogeintrag:
Kommentar schreiben