Es ist geschafft! Meine Wintersaison in den kanadischen Ölfeldern ist seit gestern offiziell vorbei. Die letzte Woche war ich jede Nacht unermüdlich mit Filme
schauen und Handyspielen beschäftigt, was man in Kanada ja als Arbeit bezeichnet. Der nette Australier Sam und ich waren unter den letzten 4 Beschäftigten der Firma, alle Anderen fielen bereits
dem „summer breakup“ zum Opfer. Da hatte ich wohl Glück, dass ich immer von meinen Schichtleitern empfohlen wurde. Die Buschpisten wandeln sich langsam aber sicher zu Schlammgruben, das Lenkrad
bestimmt nur noch ganz grob die Fahrtrichtung und für Hügel muss Anlauf genommen werden. Kurzum, es hat sich ausgeölt. Nun werde ich meinen Candyvan cleanen, meinen shit organizen und im
Anschluss fröhlich smilend die road hitten. „Fukken raight eeh, you betcha bud!“
Vor fast einem halben Jahr bin ich in Fort St. John angekommen. Es hat lange gedauert Fuß zu fassen, und Anfang des Jahres hätte ich fast aufgegeben. Dann kamen plötzlich die zwei guten Monate
und mein Plan ist doch noch aufgegangen. Nun haben sich gut 20.000
Dollar auf meinem kanadischen Konto angesammelt, ein Paycheck und zwei Taxbacks kommen da noch drauf. Das ist genug Geld, um den Rest des Jahres durch die Welt zu tingeln und im Anschluss
noch einen Batzen mit nach Hause zu nehmen.
Auch wenn die Arbeit an sich wirklich ein Witz war, bin ich doch absolut urlaubsreif. Ich habe hier gelebt wie ein atheistischer Mönch. Mein letztes Bier hatte ich 2015 und der Kontakt zum zarten
Geschlecht beschränkt sich auf ein „2,80 please“ in Tim Hortons Drive-in Schalter auf dem Weg in den Busch. Die Wahl zwischen Apfel und Orange für die Pausentüte ist der Höhepunkt kreativer
Freiheit und gute Gespräche mit Gleichgesinnten gibts bei Youtube. Die kanadischen Ölfelder sind für Reisende vor allem eines: einsam. Es war eine krasse Erfahrung, die ich aber auch nicht missen
möchte. Ein tiefes Eintauchen in ein komplett anderes Leben, was nur als Langzeitreisender in dieser Form überhaupt möglich ist. Nun gibt es wieder einen Cut und ein komplett neuer
Lebensabschnitt beginnt. Find ich gut.
Was ist der Plan? Ich werde noch eine letzte Nacht im Crewhouse verbringen und morgen gen Süden aufbrechen. Mein Ziel lautet zunächst Vancouver Island, aber vielleicht bleib ich auf dem Weg noch
ein wenig in den winterlichen Rockies hängen - wer weiß. Hauptsache gute Laune, Musik, Sonne und Lagerfeuer. Und Bären! Ich habe immer noch keinen Bär zu Gesicht bekommen. Im Sommer werde ich
dann wahrscheinlich meinen Van gegen einen Geländewagen tauschen und mit exquisiter Begleitung aus der Heimat die USA und Mexiko unsicher machen. Also kurz bevor Trump die Mauer baut. Eventuell geht es danach sogar weiter bis nach
Südamerika runter, aber das werde ich dann spontan entscheiden. Genaue Pläne gibt es nicht und soll es auch nicht geben. Aber eines ist klar: Das wird der Roadtrip meines Lebens - Ich freue mich
tierisch drauf!
Bis recht bald mit irgendwelchen (garantiert ölfreien) Erlebnissen und Bildern,
Flo
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