Dieser Eintrag wird extrem kurz - es ist bereits 22 Uhr und morgen früh beginnt der Burning man! Aber wie versprochen wollte ich mich wenigstens nochmal kurz
melden.
Auf dem Weg in den Yellowstone Nationalpark campten wir am Strand eines abgelegenen Sees. In der Ferne loderten mehrere Buschfeuer, die die Sonne knallrot leuchten ließen. Wir trugen unseren Teil
mit einem eigenen kleinen Feuer bei und machten Fladenbrot direkt auf der Glut.
Das Hostelleben in Las Vegas war wie erwartet eher medium. Die nächtliche Tour zum Lake Mohave (Klippenspringen und Meteorstrom beobachten) wurde durch ein paar nervige Charaktere getrübt, einer der Bewohner litt an Logorrhoe und mein Etagenbett wurde in den vorherigen Monaten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Hüpfburg missbraucht. Dennoch hat sich der Aufenthalt in Vegas auf jeden Fall gelohnt! Die Stadt ist wirklich beeindruckend und es war gut, mal für ein paar Tage aus dem gewöhnlichen Reisetrott rauszukommen. Unser Hostel war Drehort vom Film Hangover und befand sich direkt am Strip zwischen einem Sexshop und einer Kapelle mit der Option auf „drive through wedding“. Aber nicht weinen, ich bin noch zu haben. Die zweite Nacht verbrachten wir im Herzen des alten Strips und verspielten pro Nase kalkulierte 100 Dollar im Caesars Palace, Bellagio und Mirage. Wirklich gewinnen kann man in Vegas nicht - Beim Roulette gibt es neben der 0 noch die 00 und die einarmigen Banditen haben ihren Namen hier wirklich verdient. Vincent wurde wenigstens noch durch kleinere Gewinne Chancen vorgegaukelt, bei mir haben sich die Automaten die Mühe direkt gespart. „What happens in Vegas stays in Vegas“ gilt also auch fürs Geld. Immerhin gab es Freigetränke ohne Ende und wir hatten einen wirklich geilen Abend. Las Vegas - lohnt sich definitiv, aber einmal reicht dann auch!
Vincent am Mittwoch vom Flughafen abzuholen war irgendwie surreal. Es war doch schon wieder über ein Jahr her, dass ich ein vertrautes Gesicht in allen drei
Dimensionen vor mir hatte. Die Euphorie besiegte den Jetlag und wir verloren keine Zeit, uns noch am selben Abend auf den hektischen Highways gen Osten zu schieben. Raus aus der Stadt, ab in die
Wildnis! Nach einem Orga-Tag (Sortieren, Einkaufen, Planen…) stand die grobe Route fest: Einen schönen Kringel durchs Land bis nach Reno fahren, wo Ende des Monats der Burning Man stattfindet,
danach die Westküste hinunter nach Mexiko.
Es ist mein vorerst letzter Abend alleine, also eine gute Gelegenheit von meinem Roadtrip nach San Francisco zu berichten. Das ganze sogar zeitig und auf deutsch, man glaubt es kaum! Um mich meinem Ghetto-Stellplatz anzupassen gibts dabei feinen Burbon und eher unfeinen (dafür immerhin lauten) Goa. Ich stehe hier nämlich auf einem schäbigen Baumarktparkplatz, irgendwo zwischen Highways und Bahntrassen, und über mich rollen die hier im Sommer so typischen, gewaltigen Nebelschwaden hinweg.
Eine lange Busfahrt und ein Marsch durch eine Golfanlage sind nötig, um zum Startpunkt des berüchtigten Hikes der Insel zu kommen: dem Olomana Track. Irgendein Spaßvogel hatte wohl einen Edding dabei und ihn in „Yolomana track“ umgetauft. Ich grinste und begann, meine 3 Liter Wasser den feuchten Urwaldpfad hinauf zu schleppen. Es war bereits 14:30 Uhr - eigentlich wollte ich erst am nächsten Tag hier her, musste jedoch einen Termin umlegen und hatte mich spontan noch alleine auf den Weg gemacht. Der Pfad wurde steiler und die Vegetation spärlicher. Immer öfter hing ein Seil an den Felsen um den Aufstieg zu erleichtern. Nass geschwitzt erreichte ich schließlich den ersten der drei Gipfel, wo ich eine Hawaiianerin kennenlernte. Ein Duft von Marihuyoloana lag in der Luft und sie plapperte fröhlich drauf los. Wir quatschten uns ein wenig fest, und irgendwann fand ich mich in einer Gruppe aus 10 Einheimischen wieder. Sie warnten mich vor den letzten beiden Gipfeln und schließlich machten sich alle bis auf zwei Jungs wieder auf den Rückweg. Zu dritt wagten wir uns an den Abstieg auf der anderen Seite, und 20 Minuten später waren wir auch schon auf dem zweiten Gipfel. Na also, kein Problem!
Aloha! Drei Wochen ist es nun schon her, dass Julius mir am Flughafen von Honolulu eine Blümchenkette um den Hals geschmissen hat. Meine Halbzeit auf Hawaii und Zeit, mal wieder was von mir hören zu lassen. Das klingt aber auch einfacher als es ist, denn bei der entspannten Mentalität der Insel muss man sich immer aufraffen, überhaupt mal irgendetwas zu tun! Ich wohne mit Julius und seiner kanadischen Freundin Hayley in einer gemütlichen Cottage in der Lakimau Street in Waikiki und teile mir ein Zimmer mit 5 Surfbrettern. Alle Fenster sind Tag und Nacht weit geöffnet, um ein wenig Luftzug bei den konstanten 28-30 Grad zu haben. Man hört die Palmen im Wind rascheln, wenn sich nicht gerade der Eiswagen durch die Nachbarschaft bimmelt. Ein Mückengitter schützt erfolglos vor dem Eindringen gigantischer Kakerlaken, aber Mosquitos oder andere Tiere, die einen Stechen oder auf irgendeine Art und Weise zum Ableben animieren wollen gibt es hier nicht. Das ist neben den ganzjährig optimalen Temperaturen wohl einer der Gründe, weshalb der 50. Staat von Amerika so beliebt und damit auch teuer ist. Hawaii ist der teuerste Ort, an dem ich je gewesen bin - und dabei war ich gerade erst in Island und New York. Aber es ist auch einfach ein genialer Ort zum Leben. Fast jeder hier ist braun gebrannt und sportlich, gut gelaunt und entspannt. Das Leben spielt sich draußen ab, und mit dem Paradies vor der Haustür lässt sich das ganz gut aushalten. In den ersten Tagen bin ich aber so richtig hier versackt. Ich hatte mir im Flieger eine Mandelentzündung geholt, und nach all der Action in Island und New York tat mir das Nichtstun ganz gut. Außerdem bin ich nicht hier, um im Schnelldurchlauf die touristischen Highlights abzuklappern. Nein, ich will hier temporär „wohnen“ und das Lebensgefühl von Hawaii aufsaugen! Und Faulenzen ist dabei doch ein wesentlicher Bestandteil…
Das erste, was ich von der amerikanischen Zivilisation zu Gesicht bekomme ist natürlich die amerikanische Flagge mit ihren 50 weißen Sternen, welche sich auf dem 15 Meter langen, weißen Flügel
des ansonsten pinkfarbenen Flugzeugs spiegeln, das als eines von nur 5 Flugzeugen der isländischen Billigairline WOW-Air den Namen „Dad“ trägt und nach 4124 Kilometern Flug über den Atlantik,
Grönland, noch mehr von diesem Atlantik und Kanada unerwartet sicher in Boston gelandet ist und den 314 Millionen Amerikanern einen 27-jährigen Deutschen ausliefert, der gerne mal viel zu lange
Sätze mit unnötigen Zahlen darin schreibt und nichtmal damit aufhört wenn er merkt, dass die Sätze zu lang werden, denn warum sollte er auch, es kann ihm ja keiner verbieten und am Ende macht er
doch sowieso was er will, mit seinen Sätzen, seiner Zeit, seinem Leben.